ruf der heimat    erste heimat



Thomas Borgmann - sopranino and tenor saxophones
Ernst ludwig Petrowsky - altosax, clarinet, flute
Christoph Winckel - bass
Willi Kellers - drums

  • Manu, The Wild One      14:41
  • Susi, The Comorant      10:00
  • Uschi, The Nice Song     15:50
  • Vroni, The Silent Song      9:01
  • Konnex-Records KCD 5067
  • Recorded in public at Kulturhaus Peter Edel, Berlin 1st February 1995.

 

RUF DER HEIMAT

Es bricht hervor. Klanggewaltig. Wie eine Druckwelle. Das Ich und das Es und das Wir. "Ruf der Heimat" läßt eine Kollektivgesinnung wach werden, die nichts mit arbeitsteiligen Bastelstunden zu tun hat.
Die Energie des Spielflusses entwickelt ihre eigenen Formen. Große Spannungsbögen und filigrane Ziselierungen der mächtig in die Arena geworfenen Tonstücke. Ein archaisches Ritual, gleichwohl ein Griff nach der Utopie.
Schließlich ganz gegenwärtig: die Unmittelbarkeit des Musizierens, des Musik-Machens. Physische Direktheit und emotionaler Aufschrei, Qual und Lust des Erschaffens aus dem Moment.
Ganz in der Tradition des "sound of the cry", des Jazz als Lebens- und Überlebensmedium. Lautstark persönliche Setzung gegen offizielle Verlautbarungen. Entgegensetzung und Selbst- ohne Schutzbehauptung.
Heimat meint wohl für immer" mehr immer weniger konkret Geographisches. Sofern es überhaupt sinnvoll erscheint, den Gruppennamen thematisch zu deuten, wäre nach dem Assoziationsfeldern der musikalischen Heimat zu fragen, nach den Wurzeln in Jazztradition und den Verzweigungen im Gestrüpp der freien Improvisation.
Ernst-Ludwig Petrowsky, den der Klang des Jazz bereits in den fünfziger Jahren herausgefordert hat, kann am weitesten zurück- und doch in enger Tuchfühlung mit Thomas Borgmann, dem Jüngeren, zugleich vor-ausblicken.
Sie alle, auch Christoph Winckel und Willi Kellers kamen in den Turbulenzen des Free Jazz zu neuen Ein- und Aussichten. Kaputtspiel und Ganzheitserlebnis. Vertrauen in die vorbehaltlose Selbstäußerung. In die Kraft, den Augenblick zu gestalten. In die Fähigkeit, den Ruf zu beantworten. Nicht als Echo, sondern mit eigenen Stimmen und eigenen Liedern auf den Lippen.
Auch die Bläser machen in diesem Quartett den Rhythmus, auch der Baß und das Schlagzeug singen und schreien. Im Spektrum der Holzblaskombinationen kommt die Ballade ebenso ins Assoziationsfeld wie die Materialerforschung.
Der Erzählgestus ebenso wie die Sound-Collage. Heimatlinien führen zurück zu den hitzigen Jahren des schwarzen Aufbruchs und zu den Befreiungsprozessen des europäischen Jazz. Eine Emanzipation mit Folgen.
Free Jazz nicht als Schimpfwort und ohne die Vorsilbe "post-". Rück- und Vorausgriff. Aktuelle Musik, die weder einer Erklärung noch einer Rechtfertigung bedarf. Musik deren heißer Atem auf der Haut brennt.
Bert Noglik

 

>Kaum jemand dekliniert die freie Improvisation so konsequent, so geschichtsbewußt und, tja, trotzdem so unbekümmert durch, wie diese vier Herren. Und schwupp! Hier versagt dann auch schale Journalistenprosa (...) Jazzplatte des Jahres!<
(SPEX 12'95)

 

>Der 'Ruf der Heimat' hat keine Wurzeln, die Nährstoffe aus den volkstümlichen Terzen, Quarten, Quinten und Viervierteltakten saugen, sondern aus dem Nichts und den eigenen Energieströmen. Das ist Kunst! Und erfordert Mut!
(FRANKFURTER RUNDSCHAU 3'96)

 

>Das Quartett legt einstündiges Powerplay vor, das in seiner Dichte und Intensität atemberaubend ist<
(Wolf Kampmann in TIP-Magazin, Berlin 14/95)

 

>All in all, Ruf der Heimat is a formidable set of European style free improvisation>
(CADENCE 1'96)

 

1. Platz im Record Poll '96 in der Edithor's Choices im CADENCE JAZZ MAGAZINE 1'97 für CD 'ERSTE HEIMAT'!!

 

 

 

© thomas borgmann | impressum